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Adventsfenster 11. Dezember 2021

DAS HEUTIGE ADVENTSFENSTER WURDE GEÖFFNET VON  MARIE LUISE BITTGER

Gerade im Advent zünden wir viele Lichter und Kerzen an. Sie erinnern uns daran, dass Jesus wie ein Licht für uns Menschen ist. Ein Licht, das uns leuchtet, das uns führt und uns Wärme schenken will. So wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventszeit mit licht- und vertrauensvollen Momenten!

Ihre Marie-Luise Bittger, Gemeindereferentin

Das andere Licht

Es war an einem Adventswochenende im vergangenen Jahr. In einem Bildungshaus leitete ich ein Besinnungswochenende für Theologiestudenten und -studentinnen. Während einer Kleingruppenarbeit schlenderte ich ein wenig durch das Tagungshaus. Aus einem Saal erklang plötzlich das Lied: „Ein Licht leuchtet in der Dunkelheit“. Ich wusste, dass außer unserem Besinnungswochenende an diesem Tag eine Adventsfeier für blinde Menschen stattfand. Neugierig blieb ich stehen – ob es die Blinden waren, die dieses Lied sangen? Nach der ersten Strophe wurde es ruhig, dann sprach eine Frau laut den Text für die zweite Strophe vor – und wieder setzte der Gesang ein. „Ein Licht leuchtet auf in der Dunkelheit!“ Jemand öffnete die Tür und verließ den Raum, in dem die Blinden feierten, und ich sah die brennenden Kerzen auf den Tischen stehen. Ich wurde plötzlich nachdenklich. Da waren Menschen, die wortwörtlich in der Dunkelheit sind, ohne Hoffnung, jemals wieder das Licht zu sehen. Und da sangen sie das Lied vom Licht, das in ihre Dunkelheit kommt. Was mochte ein solcher Text, dieses Lied für diese Menschen bedeuten? Welches Licht ist gemeint? Wie sieht Licht für einen Menschen aus, der nicht sehen kann? Vielleicht ist es mit diesem Licht so wie mit den brennenden Kerzen, die vor den Blinden standen: Auch deren Licht konnten sie nicht sehen, aber sie wissen, dass es brennt, für sie brennt – und wenn sie sich behutsam diesem Licht nähern, dann spüren sie seine Wärme, hören vielleicht ein leises Knistern, wenn die Flamme im Wind flackert. Ich muss das Licht nicht sehen können – aber ich muss das Vertrauen haben, dass es dieses Licht gibt. Von diesen blinden Menschen habe ich eine neue Form des Vertrauens gelernt. Ein Licht leuchtet auf in der Dunkelheit – das Licht leuchtet auf, auch wenn ich es vielleicht nicht sehen kann, noch nicht sehen kann.

(aus: Andrea Schwarz, Wenn ich meinem Dunkel traue, Herder Verlag 1993, S.69-70)

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